Von dem, was man Zuhause nennt.

Wenn euch jemand fragt, was ‚Zuhause‘ ist, dann antwortet ihr wahrscheinlich mit eurem Wohnort oder spaßeshalber mit „die Arbeit“. Ist ja auch streng genommen die richtige Antwort. Ich sage: Sie ist mein Zuhause. Mein Seelenhafen. Mein Fels in der Brandung.

Und wie es der Zufall so will, hat sie nun die Entscheidung getroffen, in mein früheres Zuhause zu ziehen – meine Heimatstadt. Sie will weg von hier. Alles neu. Die Vergangenheit hinter sich lassen. Alles auf Anfang eben. Mir ist es egal, wo ich bin. Ich würde überall auf der Welt wohnen, unter jedweden Umständen. Weder Geld noch Macht waren mir je wichtig, und bisher hat sich das nicht geändert. (Und entgegen der Meinung einiger, dass ich meine Einstellung diesbezüglich ändern sollte, stelle ich Geld nicht mit Sicherheit gleich. Sicherheit ist viel mehr, doch darum soll es jetzt nicht gehen.)

So vieles hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Manches zum Positiven, manches zum Negativen. Alles in allem bin ich zufrieden mit mir selbst, aber einige Entscheidungen im Nachhinein zu reflektieren ist sicherlich keine schlechte Idee. Es war richtig, alles hinzuwerfen, und mir hier – mit ihr zusammen – ein neues Leben aufzubauen. Es war richtig, mir einen festen Job zu suchen, um meine Altlasten loszuwerden. Ich kann mittlerweile mit Geld umgehen (und nein, ich führe trotzdem kein Haushaltsbuch und wahrscheinlich werde ich das auch nie) und habe die richtige Position zwischen sparsam und verschwenderisch gefunden.

Nun muss ich in meiner neuen, alten Heimat nur noch einen Job finden. Aber auch das werde ich irgendwie meistern – und hoffentlich die Lust und die Muse haben, euch daran teilhaben zu lassen. Sowieso sollte ich die Dinge, die mir früher wichtig waren – wie das Bloggen – ernster nehmen. Es ist schwierig, über Privates zu bloggen, ohne zu viel Persönliches preiszugeben und das ist derzeit mein größtes Problem. Aber irgendwo anonym zu bloggen, das wäre nicht mein Ding. (An dieser Stelle sei noch mal denen gedankt, die dieses Blog immer noch abonniert haben und/oder lesen.)

Zurück zum Thema: Im August geht es dann in unsere erste gemeinsame Wohnung. Ohne RTL-Kamerateam, aber mit einem guten (und gemeinsamen) Geschmack und der Hilfe von Familie und Freunden. Die Einweihungsfeier wird hoffentlich dafür sorgen, einige alte aber nicht vergessene Freunde wieder in den aktuellen Freundeskreis aufnehmen zu können.

Ich sagte zwar immer, dass ich nicht in meiner Heimat sein muss und die Nähe zu meiner Familie und zu meinen damaligen Freunden nicht brauche, aber je näher der Moment rückt, umso mehr freue ich mich darauf. Das heißt nicht, dass es mich – oder vielmehr uns – für immer dort halten muss, aber für die nächsten Jahre ist das nicht nur mein Plan, sondern auch mein Wunsch, wieder ‚Zuhause‘ zu sein.

Weil sich eine Sache – diese eine wichtige Konstante – nicht verändert hat. Sie ist immer noch an meiner Seite und stärkt mir den Rücken, fängt mich auf, wenn es mir schlecht geht und lacht mit mir. Und dafür bin ich unendlich dankbar. Endlich die gefunden zu haben, die nicht aufgibt. Die mich so nimmt, wie ich bin. Die auch, wenn es schwer ist, weiter nach vorne schaut und immer nur eines im Blick hat: Unsere gemeinsame Zukunft. Sie ist meine Zukunft, der Rest nur Nebensache. Und solange sie weiterhin an meiner Seite bleibt, bin und bleibe ich der glücklichste Mensch auf dieser Welt.

Wenn du mich fragst, wie lang das geht mit uns, dann glaub ich fest, dass es für immer geht.

– Zu dir (Weit weg) von Mark Foster

Wir alle haben diese Tage, an denen wir nicht schreiben können.

Ich weiß nicht, ob es euch genauso geht, aber manchmal habe ich Tage, an denen ich nicht schreiben kann – und dann wieder sind da Momente, in denen jedes Wort präzise aus mir raussprudelt.

Leider hatte ich in der letzten Zeit nicht sehr viele dieser Momente. Genau genommen ist hier seit fast zwei Jahren (Von Zweifeln, Klischees und dem richtigen Weg) nicht mehr wirklich etwas los gewesen. Doch nicht nur hier im Blog wurde es still, ganz allgemein war ich etwas ruhiger – weniger nachdenklich, weniger kommunikativ. Weg von dem, was mich wirklich bewegt und hin zu dem, was man eben so tut. Wie das Leben so spielt, oder nicht?

Ines geht es ähnlich; sie schreibt dazu in „Der Verlust des Ominösen„:

Ich weiß nur, dass das hier irgendwie nicht mehr ich bin. […] Und das trifft mich, trifft mich hart, denn ich mag diesen Blog. Er hat mich begleitet auf der Reise durch meine ersten Semester, auf dem Weg in die beste Beziehung meines Lebens, ach was, der Welt! Er hat mich begleitet beim träumen und hoffen und lachen und weinen. Er hat mich begleitet auf der Suche nach dem Ich. Und jetzt wo ich es gefunden habe, ist es still hier.

Darüber musste ich erstmal eine Weile nachdenken. Ist das in meinem Fall wirklich der Grund; habe ich mich gefunden und brauche all das nicht mehr? Ging es nur darum, meine Herzdame zu finden? Ich nehme mir immer wieder vor, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen, und doch finde ich immer wieder Gründe, es aufzuschieben. Nicht mehr zu schreiben. Meine Zeit anderen – nicht mal wichtigeren – Dingen zu widmen.

Der älteste Entwurf dieses Artikels, der nur den ersten Absatz beinhaltete, ist knappe anderthalb Jahre alt – und auch jetzt fehlen mir die Worte. Dabei gibt es so viel zu sagen. Es ist so viel passiert in der letzten Zeit und es ist so viel mehr geplant.

Dieses Jahr werden wir endlich zusammenziehen. Und ich habe mir fest vorgenommen, spätestens dann wieder regelmäßig zu bloggen. Komme was wolle.

Von Zweifeln, Klischees und dem richtigen Weg

Jede Beziehung hat nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile und man erlebt nicht nur Höhenflüge, sondern muss auch gemeinsam durch die Täler des Lebens schreiten. Wenn es aber so ist wie bei uns und man den Partner wichtiger nimmt als sich selbst, seine Ängste und Sorgen nicht abwinkt, sondern sich damit auseinandersetzt und versucht, ihn zu unterstützen, so gut man kann – was sollte einer dauerhaft glücklichen Beziehung dann im Weg stehen?

Entfernung, Zweifel und Klischees.

Das typische Klischee der Fernbeziehung werden wir bald nicht mehr erfüllen. Ich werde zu ihr ziehen, weil mich hier in Bremen nichts mehr hält und ein Neustart meines eigenen Lebens schon lange überfällig ist. Auch der große biologische Altersunterschied wird oftmals angesprochen.

Natürlich interessiert es mich, was die anderen sagen. Immer. Uns trennen immerhin achteinhalb Jahre; klar ist das nicht immer leicht, aber bei uns passt es. Wir haben die gleichen Interessen und Lebenseinstellungen, trachten nach den gleichen Werten und Zielen, haben beide ziemlich konkrete und passende Pläne unserer Zukunft – und trotzdem unterscheiden wir uns charakterlich. Während ich eher versuche, der Ruhepol zu sein, ist sie alleine dadurch, dass sie Halbperserin ist, ein wenig emotionaler und temperamentvoller als meine vergangegenen Freundinnen. Und so wie ich versuche, darüber hinwegzusehen, wenn sie mal lauter wird, versucht sie, mich zu nehmen, wie ich bin – auch wenn ich mal verletzend oder ausfallend werde, weil auch ich mich für einen kurzen Moment nicht unter Kontrolle habe.

Sicherlich verändert man sich mit der Zeit – und je jünger man ist, umso mehr. Und genau davor habe ich Angst. Angst davor, dass sie sich zu sehr verändert und ich dann nicht mehr in ihr Leben passe. Immer mal wieder habe ich sogar Angst davor, dass sie doch nur spielen will und mich in ihren Fingern hält wie eine Marionette, die jedem Wort von ihr gehorchen könnte und sich selbst verliert. Ich habe Angst, dass sie sich mir irgendwann verschließt und mich nicht mehr so sehr an sich ranlässt, wie sie es sollte. Ohne Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Offenheit kann eine Beziehung nicht funktionieren.

Meiner Meinung nach endet dieser ‚Reifeprozess‘ nie. Man verändert sich ständig. Ich kenne einige Traumpaare, die sich kennen lernten, als zumindest einer der beiden noch unter 18 war. Wenn man in einer Beziehung ist, gilt es, miteinander zu wachsen und nicht aneinander vorbeizureden – ungeachtet des Alters oder anderer Umstände.

Doch genau diese Klischees sind es, die immer wieder Zweifel wecken und Ängste schüren. Was, wenn es doch nicht klappt? Was, wenn alle Recht behalten würden? Ein zweischneidiges Schwert. Natürlich müsste ich dann zugeben, dass es nicht funktionierte. Auf der anderen Seite fühlt es sich ‚für den Moment‘ gut an, wieso soll ich es also nicht genießen? Und genau das ist es, was uns fehlt. Einfach mal im ‚hier und jetzt‘ leben und nicht an morgen denken. Die negativen Gedanken ausblenden und den Moment genießen.

Spätestens dann, wenn ich mit ihr telefoniere und wir zum dritten Mal in einer Minute genau das Gleiche denken oder sagen, weiß ich, dass da irgendetwas zwischen uns ist, das alles Bisherige in den Schatten stellt. Und ich bin mehr als nur bereit dafür, es zu verteidigen, so lange es in meiner Macht steht und ich dahinter stehe.

Natürlich habe ich Zweifel. An mir selbst, an ihr, an ihren Gefühlen, an der Beziehung im Allgemeinen. Daran, ob sie es so ernst meint, wie sie es sagt und schreibt; daran, ob das für sie wirklich die große Liebe ist, von der sie spricht; daran, ob wir auch in Zukunft so offen, ehrlich und aufrichtig sind und uns alles sagen, auch wenn es mal weh tut; daran, ob wir auch weiterhin den anderen wichtig nehmen, meistens sogar wichtiger als uns selbst; und mehr geben, als wir nehmen.

Wie könnte ich die Sache auch anders angehen, als zu Zweifeln? Wie könnte ich mir nicht wochenlang den Kopf darüber zerbrechen, ob es klappen könnte und trotzdem noch ruhigen Gewissens in den Spiegel schauen? Wenn es nur das Gefühl wäre und ich mir nicht sicher wäre, dass es von meiner Seite aus kein Zurück gibt und weder mein Kopf noch mein Herz dieses ‚Zurück‘ je wollen könnten, wie könnte ich dann einfach mal einen Umzug über 380 Kilometer planen? Kopf und Herz im Einklang – so soll es sein.

Die berüchtigte ‚rosarote Brille‘ habe ich schon lange vor meiner jetzigen Freundin abgelegt, nicht zuletzt dank einiger Ex-Freundinnen, die meinen Charakter geprägt haben. In einer Beziehung bleiben Meinungsverschiedenheiten und Streits nicht aus und sicher wird auch unser Glück irgendwann zu zerbrechen drohen. Wichtig ist es, dann zusammenzuhalten und gemeinsam zu kämpfen – für sich selbst, für den anderen, für das ‚wir‘, das es zu erhalten gllt, koste es, was es wolle.

Ich weiß ganz genau, was ich will. Es ist nicht die rosarote Brille, durch die ich all das sehe. Ich habe viel durchgemacht und ich weiß genau, was mir gut tut und was nicht. Und sie tut mir gut und ich hoffe, dass das so bleibt. Ich habe mich drastisch verändert, bin nun hundertprozentig ehrlich, aufrichtig und offen – auch, wenn ich sie dadurch verletze. Weil es der richtige Weg ist. Weil es unser Weg ist.

Von tausend Gedanken, dem richtigen Gefühl und dem perfekten Zeitpunkt

Ständig ist da diese Frage, ob es nicht besser wäre, wenn wir warten. Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt und danach, ob wir uns nicht nur selbst im Weg stehen. Ich erkenne Parallelen zu der wunderschönsten Liebesgeschichte, die ich kenne – die von Josh und Nicole Johnson. Sie sagt:

I even told him, ‘It doesn’t make sense for me to be in love with you right now. I feel like I could see into his heart and see the man that he was going to be, but he wasn’t quite there yet, and that’s who I fell in love with. (It takes two hearts to win: The Elenowen story – sehr lesenswert!)

Und ich frage mich, ob es sinnvoll wäre, das zu wiederholen und ob es nicht besser wäre, wenn wir warten. Weil es so viel leichter wäre, wenn uns nicht knapp 400 Kilometer trennen würden; wenn wir uns nicht im schlimmsten Fall einmal im Monat sehen würden, oder seltener. Und ich denke darüber nach, ob der Zeitpunkt wirklich reif ist und es wirklich das Beste ist. Doch dann frage ich mich auch: Was hätte ich gewonnen? Wie würden die nächsten zwei oder drei Jahre aussehen, was würde ich machen, mit wem wäre ich zusammen, wäre ich glücklich?

Und, ich wär’s nicht. Weil mich niemand so glücklich macht wie sie, wenn sie lächelt oder mir schreibt, dass ich alles für sie bin. Und weil es sich unglaublich gut anfühlt, zu wissen, dass ich sie habe, weil sie mir unglaublich viel bedeutet. Und weil ich glaube, ganz objektiv gesehen und ohne durch die rosarote Brille zu schauen, dass das etwas Längerfristiges sein könnte. Ich glaube, dass es passt. Ich glaube, dass uns theoretisch charakterlich nichts im Weg steht und wir den anderen so akzeptieren wie er ist und wir ihn nicht verbiegen wollen, weil er perfekt ist, in unseren Augen.

Es ist mehr als, was ich mir je erhofft habe und mehr als ich mir je hätte erträumen können. Es fühlt sich besser an als alles andere zuvor und ich will dieses Gefühl nicht verlieren aber was ist, wenn es die falsche Entscheidung ist, es jetzt einfach anzugehen und so zu lassen, wie es ist? Was, wenn es die bessere Entscheidung wäre, es zu lassen und abzuwarten? Sollten wir nicht lieber aufhören, uns durch all diese Entfernung und alles, was durch diese Entfernung viel intensiver wird, wie Eifersucht, Sehnsucht und der Wunsch, abends nicht alleine einzuschlafen, kaputt zu machen?

Es ist eine Zwickmühle zwischen dem was ist und zwischen dem, was zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht das Beste für uns beide ist. Die Frage aller Fragen ist wie immer: Ist das, was ich tue das Richtige? Oder wie John Mayer sagen würde: „Am I living it right?“

Klar ist es das, was mich glücklich macht, für den Moment. Aber leg ich damit den Grundstein für etwas Großes, für die beste Beziehung in meinem Leben? Lege ich damit den Grundstein für meine Familie? Oder sorge ich dadurch, dass ich mich jetzt schon darauf einlasse, obwohl es einige offensichtlich nur schwer überwindbare Hürden gibt, im Endeffekt doch nur dafür, dass es nicht funktioniert und es daran kaputt geht?

Diese ewige Zwickmühle, ob es nicht besser wäre, es zu lassen, oder ob es besser wäre, den Kopf auszuschalten und es einfach zu genießen weil es zu schön ist, um wahr zu sein. Nicht nur für den Moment, nicht nur aufgrund der Verliebtheit und was einem sonst noch so unterstellt wird. Darum geht es nicht, es geht um viel mehr. Es geht darum, gleichzeitig das Gleiche zu denken und zu sagen. Unabhängig voneinander, ohne darüber zu reden, die gleiche Musik zu hören. Immer und immer wieder. Oder über irgendwelchen Mist zu lachen; einfach diese tausend Gemeinsamkeiten, die ich gar nicht in Worte zu fassen vermag.

Und die Antwort des Herzens ist: „Mach weiter. Bleib dir treu.“

Auf mein Herz zu hören war nie mein Ding aber so paradox es ist: Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr denke ich, dass es das beste ist, nicht zu denken. Doch wenn ich denke und wenn ich den Kopf frage, dann zerreißt es mich, weil ich nicht nur das Gefühl habe sondern auch mein Kopf mir sagt, dass es mit ihr einfach für immer halten könnte. Wenn wir es richtig angehen.

Ich meine, niemand ist ohne Fehler und man kann nicht alles richtig machen und man kann Mist bauen, aber man kann auch verzeihen und letztendlich geht es doch gar nicht darum, sondern darum, ob es passt und ob das Gefühl stimmt. Warum also warten, wenn es sich jetzt im Moment so richtig anfühlt?

Fragen über Fragen, die den Kopf zersprengen, den ich einst mir versprach, immer hoch zu tragen. Und ich will’s mir nicht zerdenken. Ich will es einfach fühlen. Ich will mich einfach fallen lassen und den Kopf ausschalten. Weil der Kopf schon lange entschieden hat, sonst hätte ich mich nicht drauf eingelassen. Und trotzdem denke ich darüber nach. Nichts beschäftigt mich mehr, als die Frage, ob es der richtige Zeitpunkt ist.

Doch die Antwort darauf kann nur die Zeit zeigen.

Von Netzromanzen, Oberflächlichkeit und was es heißt, jemanden zu kennen

Nicht jede Beziehung beginnt ganz klassisch durch die Begegnung zweier Menschen, die sich gleichzeitig in die Augen schauen und dann eventuell ebenso gleichzeitig lächeln. Mittlerweile ist es immer häufiger der Fall, dass man seinen Partner online kennenlernt. Ein Großteil des Lebens findet mittlerweile im Internet statt – wir tauschen uns mit Freunden aus, informieren uns über die aktuellsten Nachrichten oder kaufen dort sogar ein. Trotzdem scheinen viele dem konservativen Dating aufgeschlossener zu sein. Was aber spricht dagegen, mal unkonventionell zu sein?

Ich rede nicht einmal von Partnerbörsen im klassischen Sinn. Ich rede nicht davon, die ‚große Liebe‘ in der weiten Welt der vernetzen Nullen und Einsen zu suchen, sondern darum, sich ihr nicht zu verschließen, sollte man sie zufällig finden. Es eben einfach zuzulassen, jemanden sympathisch zu finden, den man noch nicht gesehen hat. Aus genau dieser Sympathie kann sehr viel mehr werden, behaupte ich.

„Man kann sich doch nicht in jemanden verlieben, den man nicht kennt!“, heißt es – doch was macht es eigentlich aus, dieses ‚Kennenlernen‘?

Der Unterschied zur klassischen Variante ist: Man lässt alle Oberflächlichkeiten beiseite. Selbstverständlich tauscht man Fotos aus und in Zeiten von Facetime und Skype sind auch Videochats keine Seltenheit; trotzdem ist es etwas vollkommen anderes, wenn man jemanden zuerst mit den Augen ergründet. Doch viel wichtiger ist es, den Charakter des anderen kennen zu lernen – seine Stärken und Schwächen, seine Ansichten und Lebensziele. Meiner Meinung nach kenne ich eine Person, wenn ich weiß, wie sie denkt und fühlt, wie sie spricht und schreibt, wie sie sich gibt. Und jetzt, wo ich genauer darüber nachdenke, wage ich sogar, zu behaupten: Es ist besser, sich online kennen zu lernen.

Man konzentriert sich auf die wirklich wichtigen Dinge, auf die inneren Werte, die Einstellung des anderen gegenüber sämtlichen Dingen. Man telefoniert tagelang nahezu rund um die Uhr und lernt sich so intensiv kennen, wie man es bei einem herkömmlichen Date nicht tut – was nicht heißt, dass man es nicht trotzdem könnte, aber meistens ist es eben nicht so. Man spricht viel über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, über Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Darüber, was wirklich zählt, und über Nichtigkeiten. Über Kompromissbereitschaft und wobei man eventuell nicht bereit ist, Kompromisse einzugehen. Über die eigene Kindheit und Familie und darüber, welche Fehler man später nicht selbst machen möchte. Wie man die erste gemeinsame Wohnung einrichtet und wo man sich überhaupt vorstellen kann, zu wohnen. Eben über alles, was irgendwann mal wichtig war oder sein könnte. Nicht unbedingt intensiver und intimer, als man es bei einem ’normalen‘ Dateverlauf tun würde – aber doch deutlich eher.

Man hält sich nicht so lange mit Belanglosigkeiten auf, sondern tauscht sich so schnell es geht über so vieles wie möglich aus; einfach, um den Haken zu finden. Und je mehr Gemeinsamkeiten man während dieser intensiven Zeit entdeckt, umso unwichtiger wird der Rest.

Denn was wirklich zählt, kann man nicht sehen oder berühren. Man muss es fühlen.

q. e. d.

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/herzkerl/status/173875135982477312″]

Von der perfekten Liebesgeschichte, Hindernissen und dem, was wirklich zählt.

Seit ein paar Tagen denke ich ständig darüber nach, dass die wahre Liebe, die ich in meinem letzten Beitrag beschrieb, nicht immer leicht zu finden ist. Die wenigsten Liebesgeschichten sind wie im Film. Die Umstände sind oftmals schwierig, es gilt, viele Hürden zu überwinden und jahrelange Angewohnheiten, negative Charaktereigenschaften, vielleicht sogar geliebte Menschen hinter sich zu lassen, um sie zu erhalten. Diese Hindernisse könnten vielfältiger nicht sein. Mit einigen davon habe ich mich näher auseinandergesetzt und meine Ansichten in Frage gestellt.

Vor vielen Jahren hatte ich eine Fernbeziehung. Sie kam aus Aachen, ich aus der Pfalz. Uns trennten rund 300 Kilometer. Es hielt nicht lange, und ich kann nicht mal genau sagen, woran es lag; die Entfernung war aber glaube ich nicht das Problem. Ein wenig später wagte ich einen weiteren Anlauf mit einem Mädchen aus Wetzlar. Ziemlich genau 150 Kilometer lagen zwischen uns. Ich fuhr zwar fast jedes Wochenende zu ihr, aber jeder Abschied zerriss mich innerlich aufs neue. Auch hier lag das Scheitern der Beziehung nicht an der Entfernung, aber trotzdem nahm ich mir vor, mein Herz künftig bei mir zu behalten – also räumlich gesehen.

Ein allzu großer Altersunterschied kann auch hinderlich sein, gemeinsam glücklich zu bleiben, sagt ihr? Schwachsinn. Alter ist nur eine Zahl, etwas rein biologisches. Doch worauf kommt es an? Geistige Reife ist wichtig. Eine offene Art, nicht verklemmt oder schüchtern zu sein. Ich kenne einige ältere und damit ja potentiell reifere Damen, die den Mund einfach nicht aufbekommen. Nicht sagen, wenn sie etwas stört. Die nicht über ihre Gefühle reden können. Dann gibt es die, die nicht wissen, was sie im Leben wollen. Klar, meine Pläne waren auch anders, aber ich hatte immer welche. Und das, was ich tue – sei es privat, beruflich, in einer Beziehung – ist immer genau das, was ich will. Weil ich mir selbst wichtig bin und nur glücklich sein kann, wenn ich meine Träume lebe.

Dann gibt es da noch solche eigentlich banalen Dinge wie Musik- oder Filmgeschmack. Klar, nicht weltbewegend, aber es ist trotzdem besser, wenn man sich darüber einig ist. Wobei ich behaupte, dass das Problem viel mehr ist, dass viele Menschen sich selbst in Schubladen zwängen. Was spricht dagegen, dass ich „PS: Ich liebe dich“ genau so gerne schaue wie „Die nackte Wahrheit“, „Die Schöne und das Biest“ oder „Fast Five“? Nichts. Ganz im Gegenteil, es macht das alles so viel einfacher. Und solange ich in den Armen der Richtigen liege – oder sie in meinen – ist mir das doch egal, ob der Film, der gerade läuft, genau nach meinem Gusto ist oder nicht. Mein Musikgeschmack ist ebenfalls breit gefächert – darüber werde ich bei Gelegenheit einen eigenen Artikel verfassen.

Doch das größte Hindernis ist immer man selbst. Menschen verändern sich – und das ist auch gut so. Wenn man aber in einer Beziehung ist, muss man sich gemeinsam verändern, gemeinsam wachsen. Die nötigsten Grundlagen dafür habe ich in Vom Überstürzen und Zeit lassen niedergeschrieben. Das größte Problem daran ist, dass man zurückstecken und Kompromisse eingehen muss, sich aber niemals selbst verlieren darf. Man muss bei jeder Entscheidung aufs neue abwägen, ob man wirklich mit der Lösung einverstanden ist oder sich doch zu sehr verändert.

Was wirklich zählt? Das Gefühl, dass bei jeder ihrer Nachrichten mein Herz hüpft. Dass ich immer, wenn ich ihre Stimme höre, alles um mich herum vergesse. Dass es sich so verdammt gut anhört, wenn sie meinen Namen sagt. Dieses Gefühl zu haben, das ich so lange Zeit vermisste. Zu wissen, dass es die richtige Entscheidung war, endlich wieder auf mein Herz zu hören. Dem, was eigentlich zum Scheitern verurteilt ist, eine Chance zu geben, weil ich mir nichts mehr wünsche, als Geschichte zu schreiben. Mit ihr.

Your heart’s against my chest, your lips pressed to my neck. I’m falling for your eyes, but they don’t know me yet. And with this feeling I’ll forget, I’m in love now.

— „Kiss Me“ von Ed Sheeran

Wer sich nicht selbst liebt, kann nicht geliebt werden, sagte ich einst. Also fangt endlich an, euch zu lieben. Wenn es etwas gibt, weswegen man euch eventuell nicht toll finden könnte, ändert es. In einem meiner nächsten Artikel werde ich mehr darüber erzählen, was ich an mir nicht toll fand und finde, wie ich es änderte und woran ich immer noch arbeite. Um alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die sich uns in den Weg stellen werden. Um es ihr nicht Recht machen zu müssen, weil das, was ich bin und sein werde, alles ist, was sie immer gesucht hat. Weil sie, so subtil und gleichzeitig so offensichtlich, genau das zu sein scheint: Alles, was ich immer wollte – und noch viel mehr.